Als in den Jahren von 1030 bis 1050 die ersten Siedler kamen, um sich hier niederzulassen, trafen sie auf einen mächtigen Urwald. Riesige Tannen und Ahorne ragten in den Himmel oder lagen vom Blitz getroffen, vom Sturm entwurzelt, verfaulend auf dem feuchten, mit grauen Moosen und Flechten bedeckten Boden.
Dafür wuchs zwischen den vermodernden Stämmen wieder neues, kräftiges Jungholz nach.
Der üppige Forst wurde von Auerochsen, Bären, Wölfen und Luchsen, von Wildkatzen, Wildschweinen bevölkert. In den Felsen des Schneeberges nisteten Bartgeier und Königsadler.
Mit Axt, Säge und Feuer machten sich die Siedler daran, ihr neues Land zu kultivieren. Noch heute erinnern zahlreiche Flur- und Hofnamen an die Rodung im Mittelalter wie z.b. den Hofnamen: „Reitbauer”. In dieser Zeit setzten sich die Herren von Traisma auf dem heutigen Gebiet fest. Die bäuerlichen Kolonisten waren anfangs frei von Steuern oder „Robot”.
Danach gelangte das Gebiet der Vois zu den Babenberger und später an die Habsburger. Später gelangte es an die Herberstein und schließlich an das aus Spanien stammenden Geschlecht der Hoyos.
Die Zeit des Mittelalters ist dunkel, nur wenige schriftliche Aufzeichnungen sind erhalten geblieben.
Neben der Pest, gelangten sogar die Türken zweimal, in den Jahren 1529 und 1683 in dieses entlegene Tal. Sie kamen vom Puchberger Becken über die sogenannte Mamauwiese, vorbei an der Tränkwiese in die Vois. Die Bevölkerung hat sich mutig zur Wehr gesetzt. Der Sage nach sollen die erschlagenen Türken auf einer Wiese beim „Gschaodbauern“ begraben worden sein. Kleine Hügel zeugen noch davon…
Es war sicher kein leichtes Leben, weit ab von Strassen und größeren Orten. Wölfe und Bären sowie Naturgewalten, wie Überschwemmungen und Missernten machten der Bevölkerung schwer zu schaffen.
In der Vois gab es einstmals folgende Bauernwirtschaften ( beginnend von Nordost beim Klostertaler Gscheid):
der „Gschoadbauer“ ( bewirtschaftet ), der „Wegscheidhof“ ( teilweise abgetragen, der Stall dient als Garage ) der „Feuchtner“ ( bewohnt, aber kein bäuerlicher Bewirtschafter), der „Hollerthaler“ ( im Eigentum der Gemeinde Wien, an einen Zweitwohnsitzer verpachtet ), der „Oeden- oder Lindenhof“ ( Gutshof des Grafen Arco ), der „Reit- oder Jurihof“ (Gutshof), am „Steinlehgraben“ ( Zweitwohnsitz der Familie Foramitti ) der „Höchbauer“ ( Big Blocks Motorradclub ), „an der Hinterleiten“ ( privat ), beim „Stanka“ ( privat ) der „Schmollbauer“ ( bewirtschaftet ), der „Grubbauer“ ( bewirtschaftet ) und der „Baumecker“ ( verfallen, abgetragen ). Die Bauernhöfe: „Reuthof“, „Schani- oder Schacherbauer“ und
„Wagenhof“ sowie „Sepp in Hut“ und der abgetragene „Hutbauernhof“ in der Bleibüchse, wo noch die Hutbauernkapelle an seine Existenz erinnert, gehören zum Ortteil „Steinbruch“.
Die Bauern lebten vorwiegend vom Wald und „exportierten” dessen Produkte wie Sägeholz, aber auch Holzkohle, Holzleitern, Holzbottiche, Weinstangen bis nach Ungarn.
Daneben wurde Kalk gebrannt und der „Reitbauer” versuchte lange mit hohen finanziellen Mitteln Steinkohle oder Eisenerz am Handlesberg abzubauen.
Der Höchbauer wiederum versuchte das Torf auf den sauren Wiesen zu nutzen.
Daneben spielte die Viehzucht eine Rolle, Getreide, vorwiegend Gerste und Roggen wurden für den Eigenbau noch bis in die fünfziger Jahre angebaut. So gab es in der Vois auch einige, mit Wasserkraft betriebene Getreidemühlen.
Ende des 19. Jahrhunderts entdeckten die Städter das Landidyll, so konnten sich auch 3 Gastwirtschaften etablieren. Die wenigsten existieren noch heute. Die typische Hofform kann noch beim Schmollbauern besichtigt werden. Heute bewirtschaften nur mehr der „Gschaodbauer”, der Reitbauer, der Schmollbauer und der Grubbauer die Höfe.
Alles anderen Höfe sind im Besitz von Zweitwohnbesitzern oder von großen Forstwirtschaftsgütern, was zur Folge hat, dass viele Wiesen und Weiden nach und nach mit Wald zuwachsen.
Vois hatte bis Ende der siebziger Jahre noch 3 Gasthäuser: das Wirtshaus Schweiger an der Einmündung der Bleibüchse, das alterwürdige Gasthaus „zum Höchbauern”, dessen Grundmauern auf das 10. Jahrhundert zurückgehen und wo schon Grilparzer, Nikolaus Lenau oder Ferdinand Raimund eingekehrt sind und das Gasthaus „Nothnagel”
Das Gasthaus Nothnagel ist das einzige verbliebene Wirtshaus in der Vois, verfügt über eine ausgezeichnete Küche und dient den Wallfahrern auf ihrem Weg nach Mariazell, den Motorradfahrern, Wanderern als Rast und den Einheimischen als Kommunikationseinrichtung.
Vois verfügte vom 1922 bis in die siebziger Jahre über eine eigene Feuerwehr (Bild).
Auch eine Volksschule existierte für die zahlreichen Kinder. Sie war in einem Nebengebäude beim „Höchbauern” untergebracht. Jetzt dient der ehemalige Klassenraum als Garage.
Ein großes Sägewerk hatte ebenfalls seinen Sitz in der Vois und gab vielen Menschen Arbeit. In diesem aufgelassenen Sägewerk findet sich noch eine halbverrostete Tafel mit der Aufschrift„USIA Betrieb”. Die Vois gehört in der Nachkriegszeit zur russischen Besatzungszone.
In der kleinen Waldkapelle zur Maria Himmelfahrt wird einmal im Jahr meist um den 5. November die Hubertusmesse gefeiert. Der heilige Hubertus ist der Schutzpatron der Jäger. Die Kapelle wurde 1913 geweiht. Sie besteht aus einem würfelähnlichen Bau unter Walmdach mit Dachreiter, einem offenen Vorbau mit geschnitzten Säulenpaar. Den Eingang bildet ein Rundbogenportal mit Mosaik im Tympanon die büßende Maria Magdalena darstellend. Im Inneren findet sich eine Holzdecke mit Schablonenmalerei und eine gezimmerte Empore. Der Altar zeigt eine Kreuzigungsgruppe über einem Relief des heiligen Hubertus.
Das ehemalige Wirtshaus „Höchbauer” dient heute dem Motorradclub „Big Blocks” als Vereinslokal. Die Zimmer sind alle renoviert. In der großen Wirtshausküche steht ein riesiger, alter Herd und ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich mit meinem Großvater von dort abends die frisch gemolkene Milch abgeholt habe.
Dabei sind wird oft eingekehrt und ich bekam Palatschinken serviert. Beim Rückweg in die Vois Nr. 43 befand sich damals die letzte Strassenbeleuchtung beim Feuerwehrhäuschen. Der Weg danach war es schummrig dunkel und die Schatten wurde nimmer länger…
Das Wirtshaus „zum Höchbauern” später „Kober” ist eines der ältesten Gebäude in der Vois. Der Maurer Franz Hickl renovierte im Jahre 1949 die Fassade und fand dabei eine ovale Tafel eingemauert. Die Jahreszahl darauf: 1170. Damit wäre der „Höchbauer” älter als die Pfarrkirche. Nach einem Brand fand man im Jahre 1959 riesige, alte Kellergewölbe. Das Gasthaus diente im Mittelalter als Stützpunkt des alten Handelsweges vom Puchberger Becken in die Steiermark. Zum Höchbauern gehörten einstmals auch ein Sägewerk und eine Lohstampfe. Das kleine Kraftwerk, das den Eigenbedarf an Strom deckte wurde vor wenigen Jahren abgerissen. Zum Wirtshaus gehörte einstmals auch eine Alm am Kuhschneeberg. Die „Höchbauernalm”. Sie ist längst verfallen, aber die Weidegenossenschaft Gutenstein treibt auch noch heute einnige Rinder auf den sogenannten „Ochsenboden” auf. Die Alm Kuhschneeberg wurde 1890 als Schwaig mit Milchwirtschaft aufgelassen.
In der Vois hat auch die Malerrunde Vois ihren Sitz, die jedes Jahr Ende August/Anfang September ihre Werke im Ausstellungsgebäude in Schwarzau im Gebirge ausstellt.